VI. Die Arten der Ähnlichkeit

[6/1: Die Ähnlichkeit]

Nun wird weiter die gedankliche Ähnlichkeit bald von einem Dinge abgezogen, so wie oben die Ähnlichkeit für das „Wort“ von der Süßigkeit des Honigs abgezogen wurde, bald von mehreren Dingen, und zwar in der Weise, dass sie zusammengenommen werden und dann aus dem Ganzen die Ähnlichkeit herausgeholt wird. Es ist dann so, wie wenn zwei Dinge so miteinander vermischt werden, dass eine neue Form entsteht, die anders ist als die, welche ihnen als einzelnen zu eigen war, nicht so, dass die Dinge zwar zusammengenommen werden, jedes aber seine Form behält.

Ein Beispiel dafür bietet der Koranvers: „Diejenigen, denen die Thora zum Tragen gegeben wurde, sie aber nicht getragen haben, sind wie ein Esel, der Bücher trägt“ (62/5). Die Ähnlichkeit ist hier von der Gesamtlage abgezogen, in der sich der Esel befindet, nämlich, dass er Bücher trägt, welche die Gefäße der Wissenschaften sind und in denen die Früchte der Verstandestätigkeit niedergelegt werden; sodann, dass er nicht merkt, was in ihnen steht, und von ihrem Inhalt nichts weiß und nicht imstande ist, zwischen ihnen und anderen Lasten, die mit Wissenschaft nichts zu tun haben und keinen Hinweis darauf enthalten, zu unterscheiden, so dass er von dem, was er trägt, nichts hat als dass es ihn belastet und seine Flanken ermüdet. Dies ist aber, wie du siehst, bedingt durch das Zusammennehmen mehrerer Momente und eine Folge von mehreren Dingen, die miteinander verbunden und verkoppelt sind. Das heißt: Damit die gewünschte Ähnlichkeit herauskommt, muss ein ganz bestimmtes Tun des Esels ins Auge gefasst werden, nämlich das Tragen; ferner muss die Last etwas bestimmtes sein, nämlich die Bücher, welche die Zeichensprache der Wissenschaft enthalten; dazu muss als Drittes kommen, dass der Esel von deren Inhalt nichts weiß. Jedes dieser drei Dinge führt für sich allein noch nicht zur Ähnlichkeit; man kann nicht etwa sagen, es liege ein Vergleich vor und dann ein zweiter, ohne dass der erste von dem zweiten abhängig wäre und der zweite in den ersten eingriffe. Denn die Ähnlichkeit knüpft sich nicht an das Tragen, solange es nicht ein Esel ist, der trägt, und auch nicht an das Tragen des Esels, solange nicht das Getragene aus Büchern besteht; und auch dies alles ergibt noch keine Ähnlichkeit, solange nicht noch dazukommt, dass der Esel die auf seinen Rücken geladenen Bücher nicht versteht. Solange man das Ganze nicht gleichsam als einen fortlaufenden Faden betrachtet, und solange die Teile nicht eine so innige Verbindung mit einander eingehen, dass man sie mit Dingen vergleichen kann, die so sehr zusammengemischt sind, dass sie zu einem werden, und die Möglichkeit aufhört, ihre Einzelformen zu erkennen, sondern vielmehr die vor der Mischung bestehenden Einzelformen aufgehoben werden, und eine eigene neue Form entsteht, die anders ist als diejenige, mit welcher man es vorher zu tun hatte, und ein Geschmack herauskommt, dessen auftreten man bei den einzelnen Ingredienzien ohne diese Mischung vergeblich erwarten würde, - solange kommt das Gewünschte nicht zustande, und so lange wird das erstrebte Ergebnis nicht erreicht, nämlich die tadelnde Charakterisierung jenes unseligen Zustandes, dass Menschen eine Sache, mit der ein erhabener Zweck und ein hoher Nutzen verbunden sind, mit sich führen, aber zugleich dieses Zweckes beraubt sind und keinen Zugang zu jenem Nutzen haben.

[6/2: Aufbau einer Vergleichung auf zwei nicht in dieser Art verknüpften Dinge]

Ein Beispiel für einen Vergleich, der auf zwei Dingen aufgebaut ist, ohne dass diese jedoch so ineinandergreifen wie beim vorigen Beispiel, bieten Ausdrücke wie „Er ist (in seiner Freundschaft) klar und er ist trübe“, „er ist bitter und er ist süß“, „er verwundet und er heilt“, „er sattelt und er zäumt.“ Wenn hier auch dem betreffenden Subjekt je zwei Eigenschaften beigelegt werden sollen, so ist doch die eine nicht mit der anderen vermischt. Wenn du sagen würdest: „Er ist klar“, ohne darauf von dem Trübesein zu reden, oder „Er ist süß“, ohne vorher zu sagen: „Er ist bitter“, so würdest du finden, dass der Sinn auf das gleiche herauskommt, als wenn du ihn mit Wasser in Bezug auf die Klarheit und mit Honig in Bezug auf die Süßigkeit vergleichst. Anders in dem Koranvers.

Sagst du: „wie ein Esel, der Bücher trägt“, ohne in Betracht zu ziehen, dass mit dem Tragen des Esels das Nichtverstehen verknüpft ist, und dass dies Nichtverstehen sich auf dasselbe Objekt bezieht wie das Tragen, so kommt der gewünschte Sinn nicht heraus. Genau so ist es, wenn du sagen würdest: „Sie sind im Nichtverstehen der Bücher wie ein Esel“, aber nicht die Bedingung hinzunähmest, dass das Tragen der Bücher mit ihrem Nichtverstehen verknüpft ist, oder wenn du nur vom Tragen und Nichtverstehen schlechthin redetest ohne beidem jenes besondere Objekt, die Bücher, zu geben, also sagen würdest: „Er ist wie ein Esel, der trägt und nicht versteht“; du würdest den im Koranvers beabsichtigten Vergleich vollkommen verfehlen. Der entscheidende Punkt liegt darin, dass für den Vergleich mit dem Büchertragen die Bedingung gilt, dass damit das Nichtverstehen verknüpft ist, während die Charakterisierung (eines Menschen in seiner Freundschaft) als klar, und der Vergleich mit dem Wasser in Bezug auf diese Klarheit nicht an die Bedingung gebunden ist, dass das Trübesein damit verknüpft sei. Wenn du daher sagen würdest: „Er ist klar und wird nicht trübe“, so würdest du dem Vergleich als solchem nichts hinzufügen, sondern nur der Eigenschaft eine längere Dauer zuschreiben, so als wenn du sagen würdest: ,,Er ist immer und unter allen Umständen klar.“

[6/3: Ähnlichkeit, die auf den Begriff selbst zurückgeht und Ähnlichkeit, bei der ein bestimmtes Objekt nötig ist]

Wisse: Wenn die Ähnlichkeit von einem Eigenschafts- (oder tätigkeits-)begriffe abgezogen wird, so kann das auf zwei Weisen geschehen. Entweder geschieht es wegen eines Momentes, das auf den Begriff selbst zurückgeht, oder wegen eines solchen, der nicht auf ihn selbst zurückgeht.

Der erste Fall wird vertreten durch den schon behandelten Vergleich einer Rede mit Honig in Bezug auf die Süßigkeit; denn das Vergleichsmoment ist dabei, dass beide in der Seele eine Lustempfindung, ein gutes Gefühl, hervorrufen und ihr angenehm sind. Das aber ist eine Funktion der Süßigkeit, sofern sie Süßigkeit, oder des Honigs, sofern er Honig ist.

Der zweite Fall, bei dem die Ähnlichkeit abgezogen wird wegen eines Momentes, das nicht auf den abgezogenen Begriff selbst zurückgeht, liegt vor, wenn z. B. ein Tun dadurch eine besondere Bestimmung erhält, dass es sich auf ein bestimmtes Objekt richtet, wie etwa, dass es dort am rechten Ort geschieht und angebracht ist, oder dass es, umgekehrt, am unrechten Ort geschieht. So sagt man z. B.: „Er ist wie einer, der Wasser greift“ und „der ins Wasser schreibt.“ Die Ähnlichkeit ist hier abgezogen von dem Verhältnis des Greifens zum Wasser, nicht vom Greifen selbst; denn der Nutzen des Greifens mit der Hand besteht darin, dass man das betreffende Objekt in die Hand bekommt; wenn dies aber keinen inneren zusammenhält hat, so ist das Greifen mit der Hand zwecklos. Ebenso ist der Zweck des Schreibens, dass auf dem betreffenden Objekt eine Spur zurückbleibt; geschieht es aber auf einem Objekt, das keine Spuren aufnimmt, so ist getan so gut als nicht getan. Von ähnlicher Art sind die Ausdrücke: „Er schlägt auf kaltes Eisen“ und: „Er bläst, aber auf keine Kohle.“

Bei allen Ähnlichkeiten dieser Art gibt es demnach zwischen dem auszudrückenden Gedanken und dem verglichenen Gegenstände, wenn er isoliert genommen wird, keinerlei Berührungspunkt. Denn bekanntlich gebrauchst du das Bild vom „Schreiben aufs Wasser“ und dem „Greifen von Wasser“ für Dinge, die mit Schreiben und Greifen allein als solchem keine Ähnlichkeit haben. Ist dies klar geworden, so wird einleuchten, dass auch das „Tragen“ in dem Koranvers von dieser Art ist. Denn die Ähnlichkeit mit den Juden, die er enthält, wird nicht durch ein Moment begründet, das auf den Begriff des Tragens selber zurückgeht, sondern durch zwei andere Momente, nämlich einmal, dass das Objekt dieses Tragens aus Büchern besteht, und sodann, dass das Nichtverstehen dieser Bücher damit verknüpft ist. Ist das aber der Fall, so wird, wenn du das Tragen von diesen beiden Momenten loslösest, der Sinn ebenso verfehlt, wie wenn du das Greifen und Schreiben vom Wasser trennst, indem es ganz und gar unmöglich wird, den beiden Handlungen den besonderen Sinn abzugewinnen, den sie durch ihre Beziehung zu dem Objekt „Wasser“ erst gewinnen.

[6:4: Einwand]

Nun sagst du vielleicht: Das Verhalten der Juden hat unter Umständen doch eine Ähnlichkeit mit dem Tragen als solchem, insofern jemand, der etwas im Gedächtnis trägt, dem ähnlich ist, der etwas auf dem Rücken trägt; redet man doch geradezu von „Trägern des Ḥadīṯ“ und „Trägern des Wissens“, wie es in dem Spruch der Überlieferung heißt: „Dieses Wissen werden tragen von jeder folgenden Generation ihre unbescholtenen“[1] und „Manch einer trägt Gesetzeskunde zu dem, der gesetzeskundiger ist als er selbst.“

Darauf ist zu antworten: Das ist wohl richtig, aber diese Ähnlichkeit ist hier nicht gemeint, sondern vielmehr das, was gerade dadurch bedingt wird, dass sich das Tragen auf das Objekt „Bücher“ erstreckt in Verknüpfung mit dem Nichtverständnis ihres Inhaltes, das ist die nutzlose Mühe. Das lässt sich noch klarer machen durch folgendes Beispiel: Man kann von einem Menschen, der beständig in seinem Ärmel wissenschaftliche Hefte trägt, aber zu dumm ist, um sie zu verstehen, oder zu träge, um daraus zu lernen, etwa sagen: „Wenn er wissenschaftliche Bücher trägt, nun, der Esel trägt ja wohl auch“, womit man seinen Anspruch, Nutzen von dem Tragen zu haben, als nichtig hinstellen und ihn in Bezug auf das nutzlose Tragen dem Esel gleichstellen will. Hier trägt der mit dem Esel verglichene tatsächlich selber, aber der Vergleich bezieht sich nicht auf das Tragen als solches, sondern, wie gesagt, auf das Fehlen des Nutzens und Gewinns. Eine Ähnlichkeit, die nur auf das Tragen als solches zurückgeht, wäre denkbar nur, wenn man etwa sagen wollte, dass ein Mann sehr viele dienstliche Pflichten zu beobachten, oder sich mit (der Bürde) aufgehäufter Geschäfte abzuplagen hat. Das liegt aber außerhalb dessen, was wir hier behandeln.

[6/5: Beispiele]

Zu unserem Kapitel gehört ferner die Redensart: „Den Bogen hat sein Schnitzer in die Hand genommen.“ Denn der Sinn dieses Satzes ist, dass das in die Handnehmen hier am rechten Platze stattgefunden hat und durch den geschehen ist, der in besonderem Maße dazu befugt ist. Der Vergleich bezieht sich nicht auf das in die Hand nehmen selbst oder dessen Gattung, sondern auf die besondere Bedeutung, die es dadurch erhält, dass es gerade durch den Schnitzer des Bogens geschieht und sich auf den Bogen erstreckt.

Ebenso ist es mit dem Ausdruck: „Er kraulte ihn immerfort an Höcker und Widerrist, (bis er gefügig wurde).“[2] Die Ähnlichkeit ist hier hergenommen von der Verbindung zwischen dem Kraulen und seinem Objekt, dem Höcker und Widerrist (des Kamelhengstes). Wenn man nur von Kraulen allein reden würde, so würde keine Ähnlichkeit zwischen ihm und dem Gedanken, für den diese gleichnishafte Redensart gebraucht wird, zu finden sein. Denn man braucht diese Redensart, um ein Tun oder Reden zu bezeichnen, durch das du einen Menschen dazu bringst, seinen Widerstand aufzugeben und in etwas einzuwilligen, seine Weigerung, dir den Willen zu tun, fahren zu lassen und dir nachzugeben und zu tun, was du willst. Etwas derartiges gibt es aber nicht beim Kraulen als solchem, sondern nur, wenn es an dem Haar des Höckers und Widerristes des Kamelhengstes vorgenommen wird.

[6/6: Verknüpfung mit näherer Bestimmung anderer Art]

Wisse ferner: Das, was wir über diese Art der Ähnlichkeit gesagt haben, gilt auch dann, wenn sie statt der Verknüpfung mit dem direkten Objekt einer Verknüpfung mit einer näheren Bestimmung anderer Art entnommen wird. In dem Ausdruck: „Den Bogen hat sein Schnitzer in die Hand genommen“ ist der Bogen direktes Objekt, in der Redensart: „wie ein Schreiben auf Wasser“ und: „er ist wie einer, der ins Wasser Linien zieht“, tritt an Stelle des direkten Objekts eine präpositionale Verbindung.

Die nähere Bestimmung kann auch ein Zustandssatz sein, wie in der Redensart: Kal-ḥādī wa-laisa lahū baʻīr „Wie ein Kameltreiber, der den Treibgesang anstimmt, aber keine Kamele hat.“ Die Worte „aber keine Kamele hat“, bilden einen Zustandssatz, der für (das Zustandekommen) der Ähnlichkeit nötig ist, weil diese gerade der (Verknüpfung) zwischen dem Anstimmen des Treibgesanges und dem Inhalt jenes Zustandssatzes entnommen ist, so wie das bei „Schreiben“ und „Wasser“, „Kraulen“ und „Höcker und Widerrist“ der Fall war. Manchmal ist sowohl ein direktes Objekt als eine präpositionale Verbindung nötig; so in den Ausdrücken: „Kann man denn zwei Schwerter in einer Scheide zusammenstecken?“ und: „Du gleichst dem, der zwei Schwerter in einer Scheide zusammenstecken will.“ Hier genügt es nicht, dass das „Zusammenstecken“ „zwei Schwerter“ zum Objekt hat, es muss noch dazu kommen, dass sie „in einer Scheide“ zusammengesteckt werden sollen; all das zusammen ergibt erst den gewünschten Sinn. Hierher gehört auch die Redensart des gemeinen Mannes: „Er ist sehr schlimm gegen sein Ehegespons“ und die Redensart: „Er ist wie einer, der Wild im Dickicht des Löwen jagen will.“ Hier ist „Wild“ direktes Objekt, und „in dem Dickicht“ präpositionale Verbindung.

[6/7: An die Form des Satzes gebundene Ähnlichkeit]

Aus diesen Feststellungen ergibt sich nun, dass diese Art der Ähnlichkeit immer an die Form des Satzes gebunden ist, mag der Ausdruck nun die äußere Form eines Satzes oder nur die Funktion eines solchen haben. Die äußere Form des Satzes hat z. b. der Ausdruck: „Den Bogen hat sein Schnitzer in die Hand genommen“, die Funktion eines Satzes haben infinitivische Ausdrücke wie: „Dies ist von dir wie Schreiben im Wasser“ und: „Greifen von Wasser“, oder partizipiale wie: „wie ein ins Wasser Schreibender“ und: „wie ein Wasser Greifender“. Infinitiv und Partizipium haben zwar nicht die äußere Form von Sätzen, aber die Funktion des Satzes bleibt bei ihnen bestehen; denn man kann sie die gleiche Rektion wie das Verbum ausüben und ein Objekt ebenso regieren lassen wie dieses. Doch die Eigentümlichkeiten, welche dieser Art des Gleichnisses eigen sind, lassen sich gar nicht alle erfassen; genug, dass ich dir den Weg dazu gezeigt habe.

Das Angeführte ist einer der Gründe, derentwegen die gedankliche Ähnlichkeit aus einem Satze zu gewinnen ist, und zwar, wie ich glaube, einer der stärksten Gründe und Ursachen davon.

[6/8: Wann ein Gleichnis vorliegt]

Überhaupt musst du wissen, dass sowohl das echte (ausgeführte) Gleichnis als diejenige Art des Vergleichs, die wegen ihres Abstandes von dem normalen, ausdrücklichen Vergleich besser als Gleichnis zu bezeichnen ist, überall da vorliegen, wo der Ausdruck eines, zweier oder mehrerer Sätze bedarf. Und zwar lässt sich sagen: In je höherem Maße der Vergleich einen rein gedanklichen Charakter hat, desto stärker wird die Notwendigkeit, sich zu seinem Ausdruck der Form des Satzes zu bedienen.

Wie viele Sätze sind z. B. in dem Gleichnis des Korans (10/24) enthalten:

„Das irdische Leben gleicht einem Wasser, das Wir vom Himmel herabsandten, durch welches die Kräuter der Erde, das, was die Menschen und das, was das Vieh frisst, miteinander vermischt (aufwuchsen), bis, als die Erde ihren schmuck angelegt und sich geputzt hatte, und ihre Bewohner glaubten, sie hätten Macht über sie, Unser Befehl über sie kam, bei Nacht oder bei Tage, und Wir sie zu gemähtem Gras machten, als ob sie gestern nicht gewesen wären.“

Man kann in diesem Koranverse zehn Sätze unterscheiden; denn wenn sie auch so stark miteinander verflochten sind, dass sie wie ein Satz erscheinen, so hindert das doch nicht, dass wir es mit einzelnen Satzgebilden zu tun haben, die man eins nach dem anderen aufzeigen kann. Die Ähnlichkeit ist aber von dem Gefüge als Ganzem abgezogen; man kann nicht Satz von Satz, Kolon von Kolon trennen; und wenn du an irgend einer Stelle einen Satz ausließest, würde der Sinn des Vergleiches zerstört werden. In Fällen wie diesem darfst du nicht etwa die Sätze als einzelne, lose zusammengestellte Vergleiche und als viele selbständige Einzelgedanken rechnen, sondern musst sie als Sätze betrachten, von denen immer ein zweiter auf einen ersten, ein dritter auf einen zweiten und so fort in fester Ordnung folgt. Bei der anderen Art (dagegen) sind die Sätze nicht an eine bestimmte Reihenfolge gebunden, so dass dieser am Anfang stehen, jener ihm folgen, und der dritte nach beiden kommen müsste. Wenn du sagst: „Zaid ist wie ein Löwe an Tapferkeit, wie ein Meer an Freigebigkeit, wie ein Schwert an durchdringender Schärfe, wie der Vollmond an Glanz“, so brauchst du bei diesen Vergleichen keine bestimmte Reihenfolge einzuhalten, sondern wenn du mit dem Vollmond begännest, um die Schönheit des Betreffenden damit zu vergleichen, und den Vergleich mit dem Löwen und seiner Tapferkeit an letzter Stelle brächtest, so würde der Sinn der gleiche sein. In dem Verse:

An-našru miskun wal-wuğūhu danā = nīru wa-aṭrāfu l-akuffi ʻanam[3]

„Der Duft ist Moschus, die Gesichter (glänzend wie) Goldstücke und die Finger wir rote Mispeln“

muss man die Reihenfolge (der Vergleiche) wegen der dichterischen Form beibehalten, aber dass etwa diese Sätze so ineinandergriffen wie die in dem Koranvers, und dass sie in einer bestimmten Folge angeordnet sein müssten, so wie Dinge in bestimmter Weise angeordnet werden und dann dadurch in ihrem Gesamtgefüge eine (neue), besondere Form für sich annehmen, davon kann keine Rede sein.

[6/9: Analogie des Bedingungssatzes]

Manchmal kommen Fälle dieser Art vor, bei denen man zunächst glaubt, dass einer von zwei oder mehr Sätzen für sich allein als selbständiger Vergleich oder Gleichnis gebraucht würde; bei genauerer Betrachtung stellt sich aber dann heraus, dass das nicht der Fall ist. So ist es z. b. in dem Verse:

(La-qad aṭmaʻatnī bil-wiṣāli tabaasuman

fa-lammā sa’alnā aʻraḍat wa-tawallati)

Ka-mā abraqat qauman ʻīṭāšan ġamāmatun

fa-lammā rağauhā aqšaʻat wa-tağallati

„(Sie ließ mich mit einem Lächeln auf Liebesnähe hoffen, aber als wir darum baten, wandte sie sich ab und ging fort). / Wie wenn eine Regenwolke über durstigen Leuten blitzt, aber wenn sie auf Regen hoffen, sich zerstreut und verschwindet.“

Es ist dies ein Gleichnis, durch das ausgedrückt werden soll, wie jemandem, der einer Sache ganz dringend bedarf, gewisse Anzeichen erscheinen, dass er sie finden werde, wie sie ihm aber dann doch entgeht, und er in um so größerer Verzweiflung und Niedergeschlagenheit zurückbleibt. Hier könnte man sagen, dass die Worte: „eine Regenwolke über durstigen Leuten blitzt“ einen selbständigen Vergleich für sich darstellen, welcher des folgenden Versrestes nicht bedarf, um den gewünschten Sinn zu ergeben, nämlich dass einem Menschen gewisse Dinge Hoffnung auf das Eintreten eines von ihm dringend benötigten Geschehens machen. Das ist schon richtig, aber wir müssen ja zusehen, was der Sprecher mit seinem Vergleich zu sagen beabsichtigt. Er beabsichtigt aber, wie wir wissen, die Darstellung der Verknüpfung eines hoffnungerweckenden Anfangs mit einem darauf folgenden enttäuschenden Ende; woraus folgt, dass der erste Satz der Ergänzung durch den folgenden Rest des Verses bedarf.

Eine Analogie hierzu bietet der Bedingungssatz. Er besteht zwar aus zwei Sätzen, aber wir sagen doch, dass diese die Funktion eines einzelnen Satzes haben, indem ein in die Rede eintretender Sinn (‚der konditionale,) den einen so mit dem anderen verknüpft, dass der einzelne Satz, so wie ein einzelnes Wort, allein nichts auszusagen vermag. Sagst du: In ta’tinī „Wenn du zu mir kommst“ und brichst ab, so sagst du damit ebenso wenig etwas aus als wenn du sagen würdest: „Zaid“ und abbrächest, ohne ein anderes Nomen oder ein Verbum folgen zu lassen, und ohne dass ein solches im Sinn behalten würde und aus dem Zusammenhang zu erschließen wäre. Du kannst jedoch den Konditionalcharakter des Satzgefüges zum Verschwinden bringen, indem du sagst: ta’tinī „Du kommst zu mir“ ; dann gewinnt der Satz seine Aussagefähigkeit wieder, weil du ihn der Notwendigkeit, sich mit einem anderen zu verknüpfen, enthoben, und das Moment, welches ihn eines zweiten Satzes bedürftig machte, zum Verschwinden gebracht hast. Nur geht dabei das früher Gemeinte verloren, und der Sinn ändert sich. In entsprechender Weise wird, wenn man sich (in unserem Verse) auf den Satz: „Wie eine Regenwolke über durstigen Leuten blitzt“ beschränkt, der vom Dichter beabsichtigte Sinn verlassen.

[6/10: Einwand und Beispiel]

Wenn du nun einwendest: Dasselbe musst du dann aber auch für den Ausdruck: Huwa yaṣfū wa-yakdar „Er ist klar und er ist trübe“ gelten lassen; denn auch hier würde durch die Beschränkung auf eines der beiden Dinge die Absicht des Redenden —, der doch sagen will, dass der Mann beide Eigenschaften in sich vereinigt, und dass das Klarsein bei ihm nicht andauert, — zunichte gemacht werden, — so ist zu antworten: Es besteht zwischen den beiden Fällen ein, wenn auch etwas schwer zu bemerkender, Unterschied. In dem Verse soll dargestellt werden, dass ein Hoffnung und angenehme Empfindung erweckender Anfang auf ein enttäuschendes und beklemmendes Ende hinausläuft. Dass aber etwas Anfang eines anderen ist, welches andere das Ende darstellt, ist ein Sinn, der mehr besagt als das nebeneinander Vorhandensein zweier Dinge, und mehr als die Feststellung, dass jedes von beiden bei dem betreffenden Subjekt sich vorfindet. Mit dem Ausdruck: „Er ist klar und er ist trübe“ wird aber nichts weiter ausgesagt, als dass beide Eigenschaften nebeneinander vorhanden sind. Wenn du sagen würdest: Huwa kaṣ-ṣafwi baʻda l-kadar „Er ist wie das Klarwerden nach dem Trübesein“, so würde sich ein Gedanke ergeben, bei dem, analog dem oben angeführten Beispiel, beide Eigenschaften in Verknüpfung miteinander ausgesprochen werden müssen, damit sich der genaue Sinn, der gemeint ist, ergibt. Würdest du aber gar sagen: Yakdaru ṯumma yaṣfū „Er ist erst trübe und wird dann klar“ und das Wörtchen „dann“ einfügen, welches bewirkt, dass das zweite dem ersten nachgeordnet und das eine als Anfangs- und das andere als folgender Zustand erscheint, so würdest du vollkommen den Grad der Verknüpfung und der Bindung der Bedeutung an das ganze Gefüge erreichen, mit dem wir es hier zu tun haben, und bei einem Vergleich würde auch hier die Ähnlichkeit in der Verflechtung und dem Ineinandergreifen, nicht in der Trennung und Scheidung der beiden Dinge zu suchen sein.

Ein Beispiel, bei welchem das Gebundensein der Ähnlichkeit an das Gesamtgefüge zweier Sätze so deutlich ist, dass kein Gedanke an die Möglichkeit einer Trennung des einen von dem anderen aufkommen kann, bietet der Satz: Balaġanī annaka tuqaddimu riğlan wa-tu’aḫḫiru uḫrā, fa-iḏā atāka kitābī hāḏā fa-ʻtamid ʻalā ayyihimā ši’ta was-salām! „Ich höre, dass du einen Fuß vor- und den anderen zurücksetzest; wenn du dieses mein Schreiben erhältst, so tritt auf welchen von beiden du willst - und sei gegrüßt!“[4] Denn mit diesem Satz soll das Schwanken zwischen zwei Dingen und die Entscheidung für eines von beiden ausgedrückt werden. Ein Schwanken und ein sich Entscheiden ist aber bei einem Ding allein nicht vorstellbar. Wenn du deine Fantasie anstrengst, um dir für die Worte: „dass du einen Fuß vorsetzest“ einen Sinn und einen Aussagewert vorzustellen, ohne die Worte: „und den anderen zurücksetzest“ hinzuzufügen oder hinzuzudenken, so machst du dir vergebliche Mühe.

[6/11: Bezeichnung dieser Art als mumāṯala]

Nun sagt Abū Aḥmad al-Askarī[5], diese Art werde mumāṯala genannt. Diese Benennung lässt den Gedanken aufkommen, dass es sich um etwas anderes handele als das, was mit den Ausdrücken maṯal und tamṯīl „Gleichnis, bildlicher Ausdruck“ bezeichnet wird. Das ist aber nicht der Fall; denn man könnte sehr wohl sagen: Maṯaluka maṯalu man yuqaddimu riğlan wa-yu’aḫḫiru uḫrā „Das Gleichnis für dich ist das eines Mannes, der einen Fuß vor- und einen anderen zurücksetzt.“ Ganz entsprechend ist der Satz: „Zaid ist der Löwe“ ein echter Vergleich, obwohl die Vergleichspartikel „wie“ nicht ausdrücklich ausgesprochen ist. Ebenso ist es, wenn du sagst: „Du schreibst ins Wasser“, „Du schlägst auf kaltes Eisen“ und: „Du bläst, aber auf keine Kohle.“ Auch da lassest du durch kein sprachliches Mittel erkennen, dass du einen Vergleich aufstellst, aber man weiß, dass der Sinn derselbe ist wie wenn du sagst: „Du bist wie einer, der ins Wasser schreibt“ und „wie einer, der auf kaltes Eisen schlägt“ und „wie einer, der bläst, aber auf keine Kohle“, oder was du sonst für Sätze bilden magst, in denen der Gegenstand, mit welchem verglichen wird, ausdrücklich als Nomen eingeführt wird, dem dann die betreffenden Tätigkeiten als relativische Bestimmungen beigefügt sind.

[6/12: Gleichnisse, bei denen die Nennung des Vergleichsgegenstandes unbedingt notwendig ist]

Wisse: Manchmal wird die bildliche Sentenz (maṯal) aus Sätzen gebildet, bei denen unbedingt ein Vergleichsgegenstand vorher genannt sein muss, und wo es unmöglich ist, ihn auszulassen und sich auf die Nennung des verglichenen Gegenstandes zu beschränken und die Aussage auf ihn zu übertragen, so dass dieser letztere gleichsam der Herr des Satzes wäre, nur dass die im (Relativ)satz enthaltenen Eigenschaften und Funktionen dem (nicht genannten) Vergleichsgegenstand angehören.

Das wird klar durch den Spruch des Propheten: An-nāsu ka-ibilin mi’atin lā takādu tağidu fihā rāḥilah „Die Menschen sind wie hundert Kamele, unter denen du kaum ein (brauchbares) Reittier findest.“[6] Hier muss die Nennung des Vergleichsgegenstandes, d. i. der „Kamele“, notwendig beibehalten werden. Denn wenn du sagen wolltest: An-nāsu lā tağidu fīhim rāḥilah oder: La tağidu fī n-nāsi rāḥilah „Du findest unter den Menschen kein brauchbares Reittier“, so würde das offenbar eine recht eigenwillige Ausdrucksweise sein. Und es gibt Fälle, bei denen die Notwendigkeit, die Nennung des Gegenstandes, an den der (Relativ)satz anknüpft und auf den er sich bezieht, beizubehalten, noch viel stärker in Erscheinung tritt.

So ist es z. b. in dem Koranverse: „Das irdische Leben gleicht einem Wasser, das Wir vom Himmel herabsanden“ usw.. Wollt man hier den Vergleichsgegenstand, also das „wasser“W, weglassen und die ganze Aussage auf das Verglichene, also das „Leben“, übertragen, so käme überhaupt keine verständliche Rede zustande, weil die genannten Wirkungen, die hier vom Wasser ausgesagt werden, sich vom Leben überhaupt nicht prädizieren lassen. Diese Grundeinsicht bitte ich dich in Acht zu behalten; denn du wirst ihrer noch bedürfen, insbesondere bei der Erörterung der Metapher, die, so Gott will, weiter unten folgen wird.

[6/13: Der Vergleichsgegenstand als Relativpronomen mit folgendem Relativsatz]

Wenn nun der Satz auf den Vergleichsgegenstand folgt, so sind drei Fälle möglich. Erstens: Der Vergleichsgegenstand wird mit dem determinierten Relativpronomon (allaḏī) ausgedrückt, so dass der Satz zum (determinierten) Relativsatz wird. So, wenn man sagt: Anta llaḏī min ša’nihī kaita wa-kait „Du bist derjenige, von dem das und das zu sagen ist“. Ein Beispiel dafür ist der Koranvers: Maṯaluhum ka-maṯali llaḏī stauqada nāran fa-lammā adā’at mā ḥaulahū (ḏahaba llāhu bi-nūrihim wa-tarakahum fī ẓulumātin lā yubṣirūn), ,Das Gleichnis für sie ist derjenige, der ein Feuer anzündete, und als es erhellte, was um ihn war (, nahm Gott ihr Licht weg und ließ sie in Dunkelheit, nichts sehend)“ (2/17).

Oder zweitens: Der Vergleichsgegenstand ist ein indeterminiertes Nomen, und der folgende Satz ist ein Attributsatz (ṣifa) dazu. So, wenn wir sagen: Anta ka-rağulin min amrihi kaḏā wa-kaḏā „Du bist ein Mann, mit dem es so und so bestellt ist.“ Ein Beispiel dafür ist das Prophetenwort: „Die Menschen sind wie hundert Kamele, unter denen du kein brauchbares Reittier findest“.

Der dritte Fall ist der, bei dem der Vergleichsgegenstand ein determiniertes Nomen ist, aber kein determiniertes Relativpronomen (kein allaḏī) da ist, und der folgende Satz neu ansetzt,[7] so wie in dem Koranvers: (Maṯalu llaḏīna ttaḫaḏū min dūni llāhi auliyā’a) ka-maṯali l-ʻankabūti ttaḫaḏat baitan (wa-inna auhana l-buyūti la-bailu l-ʻankabūt) „(Das Gleichnis für die, welche andere als Gott zu Schutzherren nehmen), ist die Spinne; die macht sich ein Haus, (aber das schwächste aller Häuser ist wahrlich das Haus der Spinne)“ (29/41).

 

[1] Der Spruch geht weiter: „sie werden von ihm entfernen die Entstellung der Übertreiber, das sich Aneignen der Anhänger von Irrlehren (die sich fälschlich darauf berufen) und die (falsche) Auslegung der unwissenden.“ Der orthodoxe Muslim ist sicher, dass die von ihm vertretene Wahrheit sich immer wieder durchsetzen wird, und dass die „Gemeinde" nie in ihrer Gesamtheit in Irrtum verfallen kann.

[2] Wenn man einem widerspenstigen Kamelhengst den Nasenring anlegen will, so krault man ihn oben und vorn am Höcker, damit er zutraulich wird und den Nasenring annimmt. (Vgl. Lane 2244b.) Als Zubair der „Mutter der gläubigen“, ʻĀ’iša, solange zusetzte, bis sie einwilligte, mit ihm gegen ʻAlī in den Kampf zu ziehen, sagte man von ihm: Fa-mā zāla yaftilu fī ḏ-ḏirwati wal-gāribi ḥattā ağābathu (Ibn al-Aṯīr, Nihāya unter ġ-r-b).

[3] Beschreibung von schönen Frauen, die, bereit zum Aufbruch, in Kamelsänften sitzen, duftend, mit rotgefärbten Fingern usw. Aus dem nasīb einer der ältesten altarabischen Qasīden, die auf uns gekommen ist, und an deren Metrum man später Anstoß nahm. Dieser Dichter ist Saʻd ibn Mālik, bekannter unter seinem Beinamen al-Muraqqiš al-Akbar, dessen Lebenszeit man in den Anfang des 6. Jahrhunderts setzt. (Siehe über ihn und die sentimentale Liebesgeschichte, die an seinen Namen geknüpft ist, Br. S 1/51; Lyall in der Übersetzung der Mufaḍḍaliyāt s. 166; Rescher, Abriß 1/55—56.) — Von den Rhetorikern wird der Vers als Beispiel für die Vereinigung mehrerer Vergleiche in einem Vers angeführt, so Ṣināʻatain 189. Nach dem Talḫīṣ zerfällt diese Art des Vergleiches von mehreren dingen (tašbīh mutaʻaddid) in mehrere Unterarten. Werden erst alle verglichenen Gegenstände hintereinander angeführt und dann alle die, mit denen verglichen wird, so heißt der Vergleich malfūf, werden Verglichener und Vergleichsgegenstand je zu einem Paar vereinigt und die Paare hintereinander gestellt, so heißt er mafrūq. Zu dieser Unterart gehört unser Vers.

[4] Nach (Ğāḥiẓ, Bayān 1/200 ist der Absender dieses Briefes der Kalif Yazīd III ibn al-Walīd an-Nāqiṣ, der Adressat der spätere Kalif Marwān II ibn Muhammad al-Ḥimār. Als Yazīd III sich durch Ermordung Walīd's II (126/744) das Kalifat verschafft hatte, empörte sich Marwān, der damals Statthalter von Armenien und Aserbaidschan war, gegen ihn und rückte mit einem Heere nach Syrien vor. Als er in Ḥarrān angekommen war, verhandelte der Kalif mit ihm, er huldigte und bekam die Statthalterschaften Mesopotamien, Mosul, Armenien und Aserbaidschan. Schon im nächsten Jahre wurde Marwān selbst Kalif, als letzter Kalif des Umayyadengeschlechts. (Siehe die Historiker, s. a. 126.) Der Brief könnte im Verlauf der Verhandlungen zwischen Yazīd und Marwān geschrieben sein.

[5] Das ist al-Hasan ibn ʻAbdallah ibn Saʻīd al-ʻAskarī, gest. 382 h (Br S 1/193).

[6] Es gibt auch eine Lesart mi’atun statt mi’atin, welche von Dasūqī 2/529 an erster Stelle aufgeführt wird. Zamaḫšarī hat den Prophetenspruch in der Form: Tağidūna n-nāsa kal-ibili l-mi‘ati(u) laisat fihā rāḥilah (al-Fā’iq Haidarābād 1324, 1/234), findet aber auch den Nominativ mit Neuansatz natürlicher. Der Spruch wäre dann zu übersetzen: „Die Menschen sind wie (die) Kamele; unter Hundert findest du noch kein (brauchbares) Reittier.“ Aus der Stelle unten S. 266 scheint aber hervorzugehen, dass der Scheich mi’atin gelesen hat.

[7] Solche Sätze werden bald als Neusätze, wie hier, bald als Zustandssätze, bald, und das ist das gewöhnliche, als Attributsätze gefasst. Der Artikel, der hier die Gattung determiniert, hat nur Formale (lafẓī) Determinationskraft. (Vgl. Ḫizāna zum 55. šahīd; ar-Raḍī al-Astarābādī, Šarḥ al-Kāfiya, Istanbul 1276, 1/284, 2/122; H. Reckendorf, Arabische Syntax, Heidelberg 1921, § 200, 2-3, S. 414, Anm. 1; derselbe, Die syntaktischen Verhältnisse des Arabischen, Leiden 1898, S. 524.)

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